Ein Blick sagt mehr als jedes Wort

Vater Selbold steht mit Sohn Peter in der Küche. Peter blickt kleinlaut zu Boden. Der Vater spricht mit klarem Ton und strengem Blick: »Peter, schau mich an. Du weißt genau, wir hatten in der Keksdose hier in der Küche noch einen einzigen Keks.« Peters Blick geht zu Boden. »Schau mich an.« sagt Vater Selbold, »Dieser letzte Keks war für Deine Schwester Lara bestimmt. Schau mich an. Peter, hast Du den letzten Keks aus der Dose genommen«. »Mhja….« antwortet Peter kleinlaut und der Blick geht wieder zu Boden.

Ist es nicht spannend, wie viel unsere Augen über uns aussagen? Der Blickkontakt stellt einen wichtigen Teil der nonverbalen Kommunikation dar. Blicke transportieren Stimmungen, Emotionen, Intentionen, ja sogar ganze Liebeserklärungen lassen sich am Blickkontakt ablesen. Hexen warf man im Mittelalter vor, sie hätten »den bösen Blick« und könnten allein über die Augen andere Menschen verfluchen.

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte - Foto: Ute Mulder / pixelio.de

Sympathien oder Abneigungen spiegeln sich im Gesichtsfeld um die Augen. Eine hochgezogene Augenbraue kann mehr Skepsis vermitteln als ein verbal geäußerter Einwand. Wird die Aussage »Du bist ein ganz gemeiner Kerl!« mit einem Augenzwinkern garniert, wird ihr eine ganz andere Bedeutung zugemessen als ohne das Augenzwinkern.

Blickkontakt wird in unserer westlichen Welt mit Ehrlichkeit in Verbindung gebracht. Je wichtiger die Botschaft, desto länger wird der Blickkontakt gehalten. Beim Lügen wandern die Augen entweder seitlich nach oben oder schuldbewusst nach unten, den Blickkontakt dabei zu halten, fällt den meisten Menschen schwer.

Flüchtige Augen, die nervös hin- und herblicken, drücken Unsicherheit aus. Ebenso wirken Redner , die beim Sprechen ihre Blicke in die Ecken des Raumes wandern lassen, nicht souverän.

Souveräne Menschen sprechen aufrichtig und ehrlich mit ihren Gesprächspartnern. Dabei halten Sie bei wichtigen Botschaften Blickkontakt. Wenn Sie sich auf diese Parameter einstellen, wirken Sie souveräner.

 

Blickkontakt in anderen Kulturen

Während in der westlichen Welt der Blickkontakt als Zeichen der Aufrichtigkeit und Aufmerksamkeit gilt, wird dieser in anderen Kulturen unter Umständen gegensätzlich interpretiert.

Bei manchen afrikanischen oder indianischen Völkern wie in Teilen Nigerias und bei den Navajo-Indianern verstoßen Sie gegen die guten Sitten, wenn Sie einem Gesprächspartner direkt in die Augen blicken. Während des Gesprächs dürfen Sie überall hinschauen, solange Sie nicht den Gesprächspartner fixieren.

Auch in vielen asiatischen Ländern ist der direkte Blickkontakt den Menschen eher unangenehm. Araber hingegen haben deutlich mehr und länger Blickkontakt als Europäer.

Aber auch innerhalb einer Kultur gibt es Unterschiede. So haben Untersuchungen kurz nach der Deutschen Wiedervereinigung gezeigt, dass Ostdeutsche ihren Gesprächspartnern im Schnitt deutlich länger in die Augen schauten als Westdeutsche. Die Ostdeutschen empfanden die Westdeutschen daher häufig als unhöflich und desinteressiert.

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