Nimm das Angebot als Geschenk!

Sie erinnern sich an die Szene mit dem runden Gegenstand in der Hand von Spieler 1? So könnte sie unter Berücksichtigung des Handlungsprinzip des Improvisationstheaters ablaufen.

»Hallo, Peter. Super, Du hast Deine Glaskugel dabei und kannst uns einen Blick in die Zukunft geben.«

Mit dieser Aussage ist der Gegenstand als Glaskugel definiert. Ein wunderbares Geschenk für den Spieler 1, denn jetzt wissen wir worum es geht. Wenn Spieler 1 dieses Geschenk aufgreift, dann ist er bereit seine eigene Idee (Fussball) loszulassen und die neue Idee aufzugreifen. Er könnte zum Beispiel so reagieren:

»Ja, genau und ich sehe, dass Du in wenigen Minuten in ein unglaubliches Abenteuer verwickelt wirst.«

Welch großes Angebot ist entstanden, dadurch, dass Spieler 1 die Definition von Spieler 2 angenommen hat. Das Prinzip »Nimm das Angebot als Geschenk.« hat ein enormes Potenzial freigesetzt. Es geht darum, den Vorschlag eines Mitspielers aufzugreifen und weiter zu entwickeln, damit eine gute Szene entstehen kann, und dabei das große Ganze im Auge zu behalten. Das ist gleichzeitig sehr entspannend und löst viele Blockaden auf. Wenn jeder gleichzeitig seine eigene Idee voranbringen will, ist kein Zusammenspiel, keine Entwicklung möglich.

Das Prinzip »Nimm jedes Angebot als Geschenk« ist am Anfang gar nicht so leicht umzusetzen, denn wir Menschen neigen dazu, das Neue, Andere zunächst abzulehnen. In der Kommunikation zeigt sich dieses Verhalten häufig dadurch, dass ungewöhnliche Ideen abgelehnt oder mit den sogenannten Killerphrasen kommentiert werden. Dann hören Sie Aussagen wie „Das haben wir noch nie so gemacht.“, „Das kannst Du stecken lassen, das funktioniert eh nicht.“ Für das Improvisationstheater wäre das tödlich, weil es den gesamten Prozess im Keim erstickt.

»Schön und gut, aber in meinem Leben spiele ich kein Improvisationstheater.«, höre ich Sie sagen, »und mir geht es auch nicht um einen Ball oder eine Glaskugel auf der Bühne, ich möchte auf Vorwürfe clever reagieren.« Ja, genau, Sie haben Recht. Und ich möchte Sie einladen auch dieses Prinzip als ein Geschenk mit in Ihren Werkzeugkasten der Schlagfertigkeitstechniken mit aufzunehmen. Lassen Sie uns gemeinsam schauen, was sich dadurch verändern könnte.

 

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Sie nehmen Sie das Geschenk an, nicht wahr?
Tim Reckmann  / pixelio.de

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