Sie sind nicht scharf genug. Machen Sie den Schröder nach!

Noch wundere ich mich. In wenigen Wochen ist Bundestagswahl, von der bisher – außer gestohlenen Dienstwagen – noch nicht sehr viel zu spüren ist.

Sonntagabend. RTL Townhall Interview mit dem SPD Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Zuschauer fragen, der Kandidat muss antworten.

steinmeier

Umständlich und gestelzt wirken seine Antworten. Man merkt: Seine Medienberater haben ihm empfohlen, Nachfragen zu stellen, das drückt Publikumsnähe aus. Wirklich interessiert wirkt er allerdings nicht.

Als einziges Highlight des Interviews kommentiert er die Frage nach seinen – im Gegensatz zum Altkanzler Schröder – ergrauten Haaren schlagfertig mit: „Ich färbe jeden Tag nach, weil das Schwarze immer wieder durchkommt.“

Wenn es um politische Aussagen geht, wirkt der Kandidat allerdings eher schwerfällig und ausweichend. Über drei Umwege beantwortet er die Frage nach den 500.000 Arbeitsplätzen, welche die SPD schaffen will. Beim Zuhörer hinterlässt er den Zweifel, ob er selbst daran glaubt.

Dem frisch arbeitslos gewordenen Hertie-Mitarbeiter rät er dann noch: „Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft! Nicht den Kopf hängen lassen! Nach vorne schauen!“. Überzeugend wirkt das leider nicht.

„Sie sind nicht scharf genug. Machen Sie den Schröder nach!“ wird ihm da aus dem Publikum geraten. Nun, die gleichen Rhetorik-Trainer scheint der Steinmeyer zu haben. Schließt man die Augen glaubt man doch fast den Altkanzler zu hören. Allerdings nur von der Betonung und den Akzenten. Die argumentative Schlagkraft fehlt Steinmeier.

Am Ende steht der Kandidat allein auf der Bühne. Die Videowand hinter ihm zeigt die Aufschrift „Politikverdrossenheit“. Dieses Bild bleibt.

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