Warum wir die eigenen Wünsche selten äußern

Warum fällt es uns eigentlich so schwer, Wünsche direkt zu äußern? Offensichtlich ist es ja viel leichter, jemand anderem einen Vorwurf zu machen, als einen Wunsch zu formulieren. Nun, Wünsche haben einen großen Nachteil – Sie lassen uns als bedürftig erscheinen. Wer sich von jemand anderem etwas wünscht, der argumentiert aus einem Mangel heraus. Diese Blöße geben wir uns nicht gern, denn sie ist in der subjektiven Wahrnehmung mit einem Statusverlust verbunden. Derjenige hingegen, der einen Vorwurf platziert, ist scheinbar im höheren Status. Wer andere bewertet, der tut dies meist von oben herab, denn wer andere verurteilt ist derjenige, dem das Urteil scheinbar auch zusteht. Der Urteilende steht in der Regel in einem höheren Status zu dem Beurteilten. Denken Sie an typische Situationen, in denen Sie beurteilt wurden wie Schule, Ausbildungen oder Prüfungen.

Der geäußerte Wunsch birgt noch einen weiteren Nachteil: Er kann abgelehnt werden. Eine Bitte oder ein Wunsch, der abgelehnt wird, hinterlässt bei dem Bittenden das Gefühl, die Dinge nicht mehr im Griff zu haben. Die Zurückweisung bedeutet auch einen Kontrollverlust. Allein, um diesem Gefühl zu entgehen, vermeiden wir es, Wünsche zu äußern. Dabei würde es uns gut tun. Das Gespräch über die eigenen Wünsche zeigt eine wichtige Offenheit und stärkt die Beziehung zu dem Gesprächspartner, privat wie auch in geschäftlichen Beziehungen.
Es ist also durchaus verständlich, dass ein Gesprächspartner seine Wünsche nicht offen äußern kann. Sie helfen ihm daher sogar, wenn Sie es für ihn übernehmen.

Und Sie selbst? – Kleiner Hinweis für Besserwisser
Wie wäre es denn, wenn Sie selbst auch mal überlegen, welcher Wunsch hinter Ihrem Ärger steckt? Eins haben Sie ganz sicher schon entdeckt: Unmutsäußerungen, die Sie als Vorwurf formulieren, bringen Sie nicht weiter. Auf jeden Vorwurf wird Ihr Gesprächspartner eine Rechtfertigung oder einen Gegenvorwurf setzen – das bringt Sie einer Lösung leider nicht näher.
Halten Sie ab jetzt einfach einen Augenblick inne, bevor Sie einen Vorwurf an jemand anderen richten und sagen Sie sich innerlich »Was wünsche ich mir?«. Dann formulieren Sie Ihr Anliegen einfach als Wunsch. Sie werden merken, Sie verlieren sich nicht mehr in Vorwürfen, sondern können sich darauf konzentrieren, wie und ob der Wunsch zu erfüllen ist. Sie finden deutlich schneller eine Lösung und erhalten die gute Beziehung zu Ihrem Gesprächspartner. Wer Wünsche formuliert, wird auch Wünsche erfüllt bekommen. So leicht kann es manchmal sein.

 

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Träumen Sie nicht nur von Ihren Wünschen, sondern sprechen Sie sie auch aus.

Denise / www.pixelio.de

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