Wertesysteme schaffen Bewertungen

Die Medienberater hatten ihm von diesem Schritt abgeraten. Der fast unbekannter Politiker stand direkt vor einer wichtigen Wahl. Wilde Spekulationen hatte es gegeben, war er es nun oder nicht? Es würde einen Skandal verursachen, wenn er zu den Gerüchten Stellung beziehen würde. Klaus Wowereit tat es trotzdem. 2001 steht er auf dem Podium des Berliner SPD-Parteitags und sagt: »…und damit das ein für allemal klar ist: Ich bin schwul … und das ist auch gut so!«

Die Parteitagsdelegierten im Saal des Maritim-Hotels an der Friedrichstraße halten den Atem an. Nie zuvor hat es ein Spitzenpolitiker in Deutschland gewagt, sich öffentlich als Homosexueller zu bekennen. Dann brandet Applaus auf. Vielen Zuhörern ist sofort klar: Sie sind Zeugen eines historischen Tabubruchs geworden.

 

Die Spekulationen über seine sexuellen Orientierung waren damit vom Tisch. Klaus Wowereit wurde anschließend zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt.

Dahinter steckt ein sehr spannendes Phänomen. Wir alle haben Wertesysteme verinnerlicht. Diese wurden durch unser Elternhaus, unsere Erziehung, die Schule, unsere religiöse Ausrichtung und besonders durch soziale Gruppen geprägt, denen wir gern angehören wollten. Es liegt an unserem Wertesystem, ob wir eine Eigenschaft peinlich oder akzeptabel finden.

 

Andere Länder andere Sitten – Nationale Wertesysteme zum Verhalten 

Besonders wird dieser Unterschied deutlich, wenn wir auf Länder schauen, die eine andere kulturelle Prägung haben als wir. In solchen Länder messen die Einwohner mit einem anderen Wertesystem, so kann es dazu kommen, dass Verhaltensweisen, die für uns ganz selbstverständlich sind, in diesen Ländern als verwerflich gelten. In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verboten. In Stadthotels in Abu Dhabi wird man als Mann bereits ermahnt, wenn man seine Frau einfach nur umarmt. Dies gilt als zu viel Nähe.

In China gilt Ausspucken als gesund. Daher spucken Chinesen gern und gänzlich ungeniert öffentlich auf Gehwege – ein Verhalten, das für uns im europäischen Raum als unhöflich oder gar inakzeptabel angesehen würde. In Vietnam wiederum gilt es als unhöflich, sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen. Wenn Sie dort die Rüsselpest packt, dann sollten sie lieber hörbar hochziehen.

Ganz anders in Indien: Hier gehört es angeblich zu den guten Tischsitten, dass man bei Tisch sowohl die Nase ausblasen als auch ausspucken darf.

 

Sie sind in Vietnam? Bessern nicht das Taschentuch zücken.. Foto: S. Hofschläger / pixelio.de Taschentuch

Sie sind in Vietnam? Bessern nicht das Taschentuch zücken.. Foto: S. Hofschläger / pixelio.de Taschentuch

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