Unsere Gefühle entstehen aus Gedanken

Unsere Gefühle entstehen aus Gedanken. Der Gedanke erscheint zuerst und gibt uns eine Wertung. Auf Basis dieser Bewertung suchen wir unbewusst nach dem Gefühl.

In Situationen, in denen Sie sich Schlagfertigkeit wünschen, kommt häufig ein Gefühl der Peinlichkeit oder Blamage auf. Dem folgt dann meist ein Gefühl der Unfähigkeit und Minderwertigkeit. Glauben Sie mir, das geht allen so. Natürlich gilt für jeden Menschen ein anderes Niveau. Ein rhetorisch geübter Politiker wird sich durch Standardfragen eines Journalisten nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen, aber dann kommt die eine unglückliche Formulierung, die am nächsten Tag in allen Zeitungen steht – und das Gefühl der Minderwertigkeit ist da. Nach Befragung vieler Tausend Seminarteilnehmer kann ich Ihnen sagen, Männer kennen es genauso wie Frauen, Manager genauso wie Arbeiter und Ingenieure genauso wie Theater-Künstler. Allein dieses Gefühl sollte Sie schon entspannen, denn meistens denken wir, das wäre allein unser Problem.

 

Jetzt ergeben sich zwei spannende Fragen: 

1. Wie entstehen diese negativen Bewertungen überhaupt?

2. Was können wir dagegen tun?

 

Beiden Fragestellungen werden wir uns intensiv in den nächsten Artikeln widmen. Hier noch ein Tipp vorweg:

Wenn Sie sich in einem Zustand ertappen, in dem Sie sich sehr über Ihre eigene Unfähigkeit ärgern oder gar Minderwertigkeitsgefühle bekommen, nehmen Sie sich ein wenig Zeit und hören Sie Ihren inneren Stimmen zu. Fragen Sie sich »Welcher Gedanke hat mich eigentlich in diese Stimmung gebracht?« und der Gedanke wird sich in der Regel melden. Es ist so, als säße dort ein kleiner Schlumpf im Kopf (ist das nicht ein nettes Bild?) und erzählt Ihnen Dinge wie »Du bist unfähig.«, »Du schaffst es nicht!«, »Du kannst es nicht.« und so weiter. Beobachten Sie Schlumpfi, wie er Sie mit negativen Sätzen malträtiert. Sie werden merken, diese verlieren an Wirkung und damit verliert auch das Gefühl an Intensität.

Kleiner Schlumpf im Kopf - Foto: Marin Schuler / pixelio.de

Ein weiterer Kniff, den Sie anwenden können, ist sich zu fragen, wie wichtig die erlebte Situation wirklich war. Wie entscheidend ist die Tatsache, dass Sie aus Ihrer Sicht nicht die richtige Antwort finden konnten? Wie entscheidend ist das für Ihr Leben? Hat das wirklich eine Aussagekraft über Ihren Wert als Mensch? Die Dinge, die immer wieder an mich als Schlagfertigkeitstrainer herangetragen werden, zeigen mir: Etwa die Hälfte der Situationen, in denen sich Menschen minderwertig fühlten, weil ihnen die richtige Antwort fehlte, ist völlig unbedeutend.

Beispiel

  • Jemand hat Sie angepöbelt, weil Sie angeblich das Treppenhaus nicht geputzt haben? —> unbedeutend
  • Ein Fremder hat Ihnen das A…-Wort hinterher gerufen? —> unbedeutend
  • Ein Freund hat sich falsch verhalten,  er ist für Ihre Kritik nicht zugänglich —> unbedeutend
  • Jemand hat sich vorgedrängelt? —> unbedeutend.

Jedes Mal, wenn Sie auf Grund solcher Vorkommnisse in den Abgrund der schlechten Gefühle rutschen, geben Sie einem anderen Macht über sich und Ihre Gefühlswelt. Da Sie Ihre Gefühle selbst erzeugen (und nicht der andere), sollten Sie das nicht tun. Das Ereignis selbst ist unbedeutend. Davon wird Ihr Leben nicht abhängen. Bedeutend ist nur, wie Sie selbst damit umgehen und welche Bedeutung und Bewertung Sie ihm zumessen. Je schneller Sie sich aus der Erinnerung lösen können, desto schneller fühlen Sie sich besser.

Hier die wichtigsten Tipps, die Sie beachten können:

  • Jede Be-Urteilung ist auch eine Ver-Urteilung. Begeben Sie sich auf die neutrale Position und Sie erhalten mehr Freiheiten im Umgang mit der Situation.
  • Jede Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung, das heißt, Ihre Erwartungen an den anderen haben sich nicht erfüllt. Wenn Sie sich über den anderen ärgern, ändern Sie Ihre Perspektive: Nicht der andere hat einen Fehler gemacht, sondern Sie, als Sie Ihre Erwartung in eine falsche Richtung gelenkt haben. Im Grunde ärgern Sie sich also über sich selbst.
  • Der Ärger, den Sie auf Grund des Verhaltens eines anderen spüren, bringt Sie nur selten weiter. Je schneller Sie sich davon lösen, desto besser. Wut und Zorn kosten viel Lebensenergie und bringen selten konstruktive Ergebnisse.

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