Warum ein Angriff manchmal sein Ziel verfehlt

Die Arbeitskollegen Frank und Tobias gehen abends nach dem Arbeitseinsatz in eine Bar. Tobias ist bester Laune. Jovial gibt er Frank einen Drink aus und flirtet mit den Frauen. Als die beiden später nach Hause gehen, sagt Frank, der selbst eher etwas introvertiert veranlagt ist, vorwurfsvoll: »Mensch, Tobias, du bist ja ein ziemlicher Weiberheld«. Tobias grinst breit und antwortet »Jepp, da hast du Recht.«

Haben Sie auch schon einmal Angriffe erlebt, die vorwurfsvoll gemeint waren, aber den Empfänger nicht wirklich trafen? Franks Aussage war eine Anschuldigung, ausgerichtet, um Tobias den lockeren Umgang mit den Frauen vorzuwerfen. Tobias war aber ganz anderer Ansicht. Die Bezeichnung »Weiberheld« verstand er eher als Auszeichnung, denn als verwerflich. Das ist doch ein spannendes Phänomen: Offensichtlich gibt es Rahmenbedingungen, unter denen wir einen Angriff nicht als verletzend empfinden.

In den folgenden Fällen kann Sie ein Angriff nicht treffen:

  • Sie empfinden den Angriff nicht als Anfeindung, sondern als Auszeichnung
  • Der kritisierte Punkt ist Ihnen völlig unbedeutend
  • Sie sind so fest vom Gegenteil überzeugt, dass der Angriff Sie nicht trifft.

Schauen wir uns diese Punkte einmal an:

1. Sie empfinden den Angriff nicht als Anfeindung, sondern als Auszeichnung

In unserem Beispiel scheint Tobias wohl stolz über seinen Erfolg bei Frauen zu sein. Wenn wir diese Tatsache mit der Wirkkette aus dem Artikel vom 28.02.2014 vergleichen, scheint also sein Wertesystem ein anderes zu sein als Franks.

Ein Angriff kann Sie immer nur dann treffen, wenn Sie das Wertesystem mit dem Angreifer teilen. Der kritisierte Punkt muss für Sie einen ähnliche Bedeutung haben wie für den Angreifer, ansonsten kann Sie der Vorwurf nicht treffen.

2. Der kritisierte Punkt ist Ihnen völlig unbedeutend

Nehmen wir mal an, Tobias wäre homosexuell. Dann wäre es für ihn wahrscheinlich belanglos, ob ihn jemand als Weiberheld bezeichnet oder nicht. Die Bemerkung wäre für ihn vollkommen irrelevant. Auch in diesem Fall verfehlt der Angriff sein Ziel.

Sind die kritisierten Punkte für Sie bedeutungslos, empfinden Sie eine Bemerkung nicht als Vorwurf.

3. Sie sind so fest vom Gegenteil überzeugt, dass der Angriff Sie nicht trifft.

Wie wäre es, wenn es Tobias als verwerflich empfände, wenn er tatsächlich ein Weiberheld wäre, er aber mit Sicherheit wüsste, dass er keiner ist? Auch dann ließe ihn der Vorwurf »Du bist ein Weiberheld« wohl eher kalt.

Sie müssen einen Vorwurf zumindest teilweise als wahr empfinden, damit er Sie treffen kann.

Was, ich soll ein Weiberheld sein? - Foto: Tim Reckmann : pixelio.de

Aus diesen Erkenntnissen lassen sich auch interessante Abwehrtechniken ableiten. Diese finden Sie in noch folgenden Artikeln.

 

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