Die Loriot-Strategie

Der 2012 verstorbene Komiker Loriot, alias Vicco von Bülow war nicht nur bekannt für seinen trockenen und sehr deutschen Humor, er hat auch unsere Sprache geprägt. Von ihm können wir uns einige Anregungen holen, die uns bei unseren Schlagfertigkeitsstrategien helfen. In einem Interview der Zeit sagte Loriot: »Ja, es ist durchaus möglich, dass der Grund für mein humoristisches Empfinden eine mangelnde Bereitschaft zum Leiden ist. Die Frage ist nur, was war zuerst da, der Humor oder das Leiden.«

Machen Sie es wie Loriot. Erklären Sie das Leiden zur Mangelware und ersetzen Sie es durch Humor.

Unvergessen sind Loriots Figuren und deren trockene Dialoge. Besonders die kurzen Einwürfe auf ungefragte, überraschende Bemerkungen sind für uns interessant.

»Ach was!?« ist der typische Kommentar von Loriot-Figuren; dieser ist auch für uns in der Schlagfertigkeit universell einsetzbar. In einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung« erklärte Loriot dazu: »Wenn jemand bemerkt: ‚Ihre Frau ist sympathisch‘ und der Ehemann sagt: ‚Ach was!?, wirkt das verblüffend«.

Ebenso verblüffend kann ein solch kurzer Kommentar zu schnippischen Bemerkungen sein. Ihr Vorteil: Sie lassen sich nicht anmerken, wie Sie zu dem Angriff stehen, Sie kommentieren ihn nur kurz. Wichtig dabei: Gehen Sie anschließend nicht mehr auf den Angriff ein. Ihre Kurzantwort ist völlig ausreichend. Idealerweise reden Sie anschließend weiter zu Ihrem Thema oder schneiden zur Ablenkung etwas ganz anderes an.

 

Mit diesen Quickie-Antworten können Sie reagieren:

  • »Ach was?!«
  • »So, so!«
  • »Aha?«
  • (mitleidig) »Oh je, Herr …« (fügen Sie den Namen des Gesprächspartners an)
  • »Danke für den Beitrag.«

Die Loriot-Strategie ist Gold wert - Foto :Anne Bermüller / pixelio.de

 

Mit Humor ins wissenschaftliche Lexikon

1976 war Loriot mit einer Parodie auf die damals sehr beliebte Sendung »Ein Platz für Tiere« im Fernsehen zu sehen. Darin stellte er als Prof. Dr. Grzimek die »Steinlaus« als das kleinste Nagetier unserer Heimat vor.

»Der Appetit einer geschlechtsreifen Steinlaus ist erstaunlich. Etwa 28 Kilogramm Beton und Ziegelsteine benötigt das Männchen zur täglichen Sättigung… während der Schwangerschaft verzehrt ein Weibchen fast das Doppelte.«

1983 nahm das medizinische Wörterbuch Pschyrembel die Steinlaus als Artikel auf. Schnell sprach sich das Kuriosum in der sonst sehr von Sachlichkeit geprägten Medizin-Bibel herum. Generationen von Medizin-Studenten suchten seitdem bei jeder Neuauflage zunächst nach dem Steinlaus-Artikel, der immer wieder mit aktuellen Ereignissen (Fall der Berliner Mauer, Feinstaub-Plaketten) aktualisiert wurde. Der Eintrag blieb bis einschließlich der 261. Auflage (erschienen 2007) erhalten.

 

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