Pauschalvorwürfe, die Zweite oder: Ein Gegenbeispiel reicht

Zu Pauschalvorwürfen haben Sie bereits in einem früheren Artikel eine schnell anzuwendende Technik kennen gelernt (»Dann müsstest Du ja … sein.«). In diesem Abschnitt zeige ich Ihnen noch ein Technik, die sehr wirksam ist und gleichzeitig den Vorwurf logisch aushebelt.

Hannelore steuert den neuen Familien-Van in die Garage. An das Fahrverhalten des neuen Wagens hat sich Hannelore noch nicht gewöhnen können. Der Wendekreis ist größer als beim ihrem vorherigen Auto, zudem ist die Zufahrt zur Garage sehr eng und der Wagen muss direkt vor der Einfahrt richtig eingelenkt werden, damit er seinen Platz in der Garage findet. Hannelore braucht drei Anläufe bis das Vehikel seinen Platz gefunden hat. Ihr Mann Johannes hat zugeschaut und witzelt:

»Du bist zu dumm zum Autofahren«

»Frechheit!«, denkt Hannelore bei sich, »er könnte ja mal ein wenig Verständnis zeigen.« Statt ihn anzugreifen sagt sie jedoch:

»Immerhin habe ich den Weg vom Supermarkt hierher gefunden. So schlimm kann es also nicht sein.«

 

Immerhin hat sie den Weg heim gefunden.... Foto: uschi dreiucker / pixelio.de

Immerhin hat sie den Weg heim gefunden…. Foto: uschi dreiucker / pixelio.de

Hannelore geht hier nicht in Konfrontation, sondern entkräftet das Argument durch ein Gegenbeispiel. Diese Technik funktioniert deshalb, weil Johannes sein Argument allgemeingültig formuliert hat. Wenn wir daher einen Fall finden, bei dem die Aussage »Du bist zu dumm zum Autofahren.« nicht zutrifft, ist nach den Gesetzen der Logik die gesamte Aussage nicht haltbar. Damit ist diese ungültig.

 

Bei Pauschalaussagen reicht ein Gegenbeispiel, um die Aussage zu entkräften. Das Beispiel muss dafür noch nicht einmal besonders pfiffig sein. Jedes triviale Ereignis, das das Gegenteil der Aussage belegt, ist geeignet.

 

Sie brauchen also nicht originell sein. Sie müssen nur irgendetwas finden, das der Aussage widerspricht. Diese Technik funktioniert gut für Angriffe im privaten Bereich:

»Du bist zu doof für diese Welt.«

»Immerhin habe ich mir ohne fremde Hilfe meine Schuhe angezogen. Ganz so doof kann ich also nicht sein.«

 

Aber genauso können Sie sie auch auf pauschale Tiefschläge im Beruf übertragen:

»Ihre Abteilung macht nur Fehler!«

»Unbestritten haben wir Arbeitsabläufe, die sehr gut funktionieren. Diese Aussage wollen Sie doch nicht so pauschal und weitreichend stehenlassen, oder Herr Petersen?«

Bei beruflichen Vorwürfen sollten Sie allerdings darauf achten, dass Ihr Gegenargument nicht zu trivial wirkt. Dann geben Sie sich der Lächerlichkeit preis und Ihr Konter macht Sie zur Zielscheibe neuer spöttischer Bemerkungen. Auf den Vorwurf

»Ihre Abteilung macht nur Fehler!«

zu antworten mit

»Immerhin hat Frau Müller letzte Woche die Zeiterfassung richtig abgegeben.«

wirkt zu simpel. Ihr Gegenbeispiel sollte sich daher auf Dinge beziehen, die beruflich wirklich relevant sind.

Natürlich können Sie – wie immer – auch andere Strategien verwenden. Pauschalvorwürfe lassen sich auch ganz schnell dadurch eingrenzen, dass Sie eine Gegenfrage stellen. Mit »Worauf beziehen Sie sich?« oder »Was veranlasst Sie zu dieser Aussage?« bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, den Sachverhalt näher einzugrenzen. Aber das nur zur Erinnerung. Die Fragetechniken finden Sie weiter vorne in diesem Kapitel.

 

Bei Pauschalaussagen, die Ihnen eine Eigenschaft zuweisen oder eine Fähigkeit absprechen, reicht ein Gegenbeispiel, um diese zu entkräften. Dass es sich dabei um eine Pauschalaussage handelt, erkennen Sie daran, dass Ihr Gesprächspartner eins der folgenden Formulierungen einsetzt:

  • immer / immer nur
  • ständig / ständig nur
  • jedes Mal
  • Du bist…
  • für alles

Sie kontern dann mit der Aussage:

  • »Immerhin… (beschreiben Sie hier Ihr Gegenbeispiel)«

 

 

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